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Alles eine Frage der Kalkulation -- Die Science-Card von DIP

Kurz nach dem Erscheinen des Portfolio™ wurden von der Entwickler-Firma DIP diverse Softwareprodukte angeboten. Um einige davon soll es in diesem Artikel und weiteren, in Zukunft in der Pofoinfo veröffentlichten gehen.

Wir beginnen heute mit der Science-Card, eine Karte die drei nützliche Programme für mathematische Berechnungen enthält.
Die Science-Card wurde auf einer 128 KB-ROM Karte geliefert und der Preis lag bei 215,- DM.
Natürlich sind alle Programme der Firma DIP multilingual programmiert. Das heißt, das Programm erkennt, ob der Portfolio™ gerade Deutsch, Englisch oder Französisch als System-Sprache eingestellt hat und meldet sich in der eingestellten Landessprache.
Bei der Science-Card muss man leider sehr schnell erkennen, dass bestimmte Begriffe etwas zu wörtlich übersetzt worden sind. So wurde aus dem „Equation Solver“ kurzerhand ein „Gleichungslöser“. Auch einige Fehlermeldungen sind teilweise etwas schwer verständlich. Hier hätte man ruhig etwas mehr Sorgfalt walten lassen können, die internen Applikationen zeigen, dass es auch besser geht.
Eigentlich befindet sich effektiv nur ein Programm (SC.RUN) auf der Karte, es ist allerdings in drei Bereiche aufgeteilt:

  • Ein leistungsfähiger „Gleichungslöser“
  • Ein Programm zur Berechnung von Statistiken (mit Vorhersagefunktion)
  • Ein Wissenschaftsrechner (HEX, OCT, BIN, DEC und freie Basisdefinition)

Der Wissenschaftsrechner

Dieses Programm ist besonders für Programmierer nützlich, da hier zum einen verschiedene Werte mit einer unterschiedlichen Basis konvertiert werden und sogar Werte von unterschiedlichen Basen miteinander in einer Berechnung verknüpft werden können.
Das Programm kann allerdings nur mit Integer Zahlen arbeiten. Es stehen fünf Speicher zur Verfügung. Neben der Möglichkeit, die Basis (HEX, OCT, BIN und DEC) zu wechseln, gibt es für den Anwender auch die Möglichkeit, eine eigene Basis einzugeben.
Einmal angenommen, man möchte statt im 10er System in einem 15er System rechnen. Kein Problem, einfach die Basis 15 eingeben und der Rechner kann damit rechnen.

Viel mehr gibt es hierzu auch nicht zu sagen…

Der Gleichungslöser

Das Flaggschiff der Karte. Hinter diesem Programm verbirgt sich ein leistungsfähiges Programm zur alphanumerischen Lösung von Gleichungen.

Ja, richtig, die Gleichungen können symbolisch gelöst werden. Mit der Science-Card kein Problem - oder besser fast kein Problem.
Denn, wenn man bedenkt, daß die Speicherkarte nur 128KB zur Verfügung hat, ist klar, daß nicht alle Funktionen implementiert wurden.
Ein Manko ist, dass die Science-Card keine Ableitungen bilden kann. Da muß man dann doch wieder sein Gehirn martern. Logisch ist, daß folglich auch keine Stammfunktionen gebildet werden können. Da tut sich auch der Mensch etwas schwer. Will sagen, hier kann man den Portfolio™ verstehen, wenn er so etwas nicht macht ;-).
Aber, normale Gleichungssysteme (auch mit Komplexen Zahlen) sind kein Problem. Auch lösen von mehreren Gleichungen mit n-Unbekannten ist kein Thema.
Als Eingabefeld wird der Portfolio™-eigene Texteditor benutzt. So kann man sehr komfortabel seine Gleichungen eingeben.
Will man dann die Gleichung lösen lassen, speichert man die Datei auf C: ab und drückt Esc. Nach einer Abfrage beginnt nun der Portfolio™ mit der Lösung der Gleichung. Geht man nach dem oben beschriebenen Schema vor, so versucht der Portfolio™ nur, die Gleichung zu vereinfachen. Darunter versteht unser elektronischer Freund allerdings eine eigene Definition von Vereinfachung. Die geschieht nämlich sehr häufig nach einer etwas unkonventionellen Methode. Während unsereins gelernt hat soviel wie möglich zusammen zu fassen und aus zu klammern, macht die Science-Card genau das Gegenteil. Alles wird gnadenlos ausmultipliziert. Während jeder Mensch aus einem x*x ein x^2 macht, läßt der Portfolio™ sein x*x stehen. Wie schon gesagt, es stehen nur 128 KB auf der ROM-Karte zur Verfügung.
Möchte man die Gleichung nach einer Variablen auflösen, so gibt man unter der Gleichungsdefinition im Editor nur noch die Variable, gefolgt von einem „=“ und einem „?“ ein. Dann speichert man die Datei ab und der Portfolio™ löst die Gleichung.
Ich habe mich schon so manches Mal gefragt, wieso denn dann noch andere Programme mit auf diese Karte gepackt worden sind. Diese Frage konnte mir aber noch niemand beantworten.
Auch bei Logarithmus-Operationen ist das Programm mit seinem Latein am Ende. Möchte man zum Beispiel die Funktion f(x)=n^x nach x auflösen, so beginnt der Portfolio™ zwar mit seiner Berechnung, nach fünf Minuten allerdings stellt dann auch der letzte Optimist fest, daß der Portfolio™ sich wohl kapitulierend aufgehängt hat. Oder aber der Portfolio™ meldet ein Nicht gelösbar und es wird aufgrund eines Übersetzungsfehlers wirklich dieser Text ausgegeben.

Richtig wäre x={ln(f)}/{ln(n)} als Lösung, was jedem klar sein sollte.

Eine tolle Funktion ist die grafische Darstellung einer Funktion. Allerdings darf diese Funktion maximal eine Unbekannte enthalten. Im Grafikbildschirm gibt es dann ein kleines Zoom-Fenster mit dem einzelne Bereiche auf dem Graphen ausgewählt und vergrößert werden können. Der Grafikbildschirm kann mit Fn+P sogar ausgedruckt werden, denn ein Druckertreiber für EPSON kompatible (ESC/P2) Drucker ist in dem Programm bereits enthalten.
Der Gleichungslöser ist, um es abzuschließen, für all diejenigen geeignet, die eine Unterstützung bei diversen Berechnungen suchen, aber trotz alledem in der Lage sind, dem Portfolio™ hier und da eine Hilfestellung zu geben. Lösen kann die Science-Card jede Gleichung, wenn sie nicht zu kompliziert wird. Vektorrechnung ist auch ein Schwachpunkt. Geht nämlich nicht. Beim Gaussschen Verfahren gibt es nur ein Fehler durch null geteilt. Was aber durchaus nachvollziehbar ist und das Gauss-Verfahren normalerweise extra programmiert werden muß.
Für alle Schüler unter den Lesern: Mit der Science-Card seid Ihr in der Oberstufe sehr gut bedient. Danach müßt Ihr Euch aber daran erinnern, daß Ihr das Abitur machen wollt und nicht Euer Portfolio™.

Der Statistikrechner

Der Rechner ermöglicht die Eingabe von 64 Wertepaaren über eine einfache Eingabemaske. Die Werte werden übersichtlich in tabellarischer Form dargestellt.

Berechnet werden

  • Die Summen sum{1}{n}{x} und sum{1}{n}{y}
  • Der Mittelwert M_x und M_y
  • Die Regression r
  • Achsenabschnitt N und Steigung B der Regressionslinie
  • Die Standardabweichung sigma_x und sigma_y
  • Die Standardabweichung der Stichprobe sigma_{x^{n-1}} und sigma_{y^{n-1}}.

Die Berechnungen werden alle nach Eingabe der Daten übersichtlich in einer eigenen Maske dargestellt und können direkt abgelesen werden.

Eine Grafische Darstellung ist selbstverständlich auch hier möglich. Die einzelnen Punkte werden um eine Regressionslinie verteilt dargestellt.

Eine interessante Funktion ist die Voraussage. Ist der Wertepool groß genug so lassen sich sehr genaue Voraussagen treffen. Zum Beispiel bei den Verkaufszahlen eines Produktes. Gibt man beispielsweise die ersten fünf Verkaufsmonate an, so lassen sich die kommenden Verkaufszahlen mit Hilfe der Vorhersage-Funktion der Science-Card ermitteln.

Zu guter Letzt

Zum Abschluß ist noch folgendes zu sagen: Die Science-Card ist eine abgerundete Lösung für alle, diejenigen, die mobil mathematiken wollen. Alles in allem lohnt sich eine Anschaffung auf jeden Fall. Gut, man sollte sich schon ein wenig für die Materie interessieren. Oder sich damit beschäftigen müssen.

Für diejenigen, die sich mit den Leistungen der Science-Card nicht zufrieden geben: DERIVE läuft in der Version 2.xx ohne Einschränkungen (mit Ausname der Grafik, die nur im MDA Text-Modus dargestellt werden kann) auf dem Portfolio™. Ich hatte jetzt kürzlich die Gelegenheit das 'mal auszuprobieren. Bei DERIVE handelt es sich, wie bei der Science-Card um ein kommerzielles Produkt. Aber aufgrund der Tatsache, daß es sich um eine ältere Version handelt sollte man diese schon für kleines Geld erstehen können. Dann ist allerdings ein Diskettenlaufwerk von Nöten. Alterativ läßt man sich das Programm auf eine EPROM-Karte mit 512 KB brennen (Pofoinfo 4/96 Seite 62 und 63). Leider konnte ich eine aktuellere DERIVE-Version noch nicht testen.

In der nächsten Ausgabe folgt dann die Finance-Card. Eine mehr als abgerundete Sache für alle Leute, die sich mit finanziellen Berechnungen beschäftigen müssen oder wollen. Auch für den Hausgebrauch interessant.

software/vorstellung/dip/sciencecard.txt · Zuletzt geändert: 28/12/2005 00:12 (Externe Bearbeitung)